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Der Tittisaurier

Während ich diese ersten Zeilen verfasse ist es 22:48 und mein Sohn braucht bereits das zweite Mal die wärmende Nähe der mütterlichen Brust. In seinen Worten: Titti. Wenn es ganz arg wird, dann wird er zum Tittisaurier. [Es ist so süß, wenn er das sagt!] Ich verstehe, was das für unsere Bindung bedeutet. Ich weiß auch, dass es vorübergehend ist. Und dennoch ertappe ich mich dabei, genervt die Augen zu rollen, während er im 5-Minuten Rhythmus von links nach rechts wechselt. Besonders in den frühen Morgenstunden stellt es für mich so manches Mal ein großes Ärgernis dar. Ich sei privilegiert sagt man mir, denn ich KANN stillen. Müsste ich das nicht eigentlich total toll finden, weil es einen bedeutenden Teil der Mutter-Kind-Beziehung ausmacht?  Wie kann ich da nicht jedes Mal vor Freude in Ohnmacht fallen? Das schlechte Gewissen will sich im Hinterkopf melden und an meine [gesellschaftlich aufgezwungene] Mutterrolle appellieren. Ich will mich nicht schuldig fühlen. Das würde bedeuten, ich hätte eine Schuld auf mich geladen. Soll die Schuld in diesem Kontext tatsächlich die Muttertolle sein? Ich empfinde das Mama-Sein als divers, herausfordernd und bereichernd. Ich empfinde jedoch keine Schuld. Ich bin dankbar für meinen Körper, der es mir ermöglicht mein Kind zu nähren. Ich bin dankbar für mein Kind, dass von dieser Möglichkeit ausgiebig Gebrauch macht und sie so liebt.

 

Ich bin jedoch genauso dankbar für Nächte ohne drei mal aus dem Tiefschlaf „für den kleinen Hunger“ geweckt zu werden. Ich bin dankbar für ein Wiedersehen nach Stunden, bei denen das erste Wort „Mama“ und nicht „Titti“ ist. Und ich weiß diese Tage werden kommen. Auch wenn ich diesen Zustand bereits des Öfteren herbeiesehnte, mischt sich in jedem weiteren Schritt in Richtung „Tittifrei“ auch ein wenig Angst auf meiner Seite. Werde ich andere Möglichkeiten der Verbindung zu meinem Kind herstellen können? Welche Auswirkung(en) hat das auf unsere Beziehung? Wie kann ich ihn ohne Claire und Ingeborg beruhigen? 


Es ist eine spannende Reise, die mich fordert und ausfüllt. Es ist seit 2,5 Jahren fester Bestandteil meines Mama Altags. Ich würde es niemals anders machen und doch darf ich mich ohne schlechtes Gewissen beschweren, wenn der Tittisaurier mal wieder zu fest zugebissen hat. 

  

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